Die Wanderung zum Hverfjall und Dimmuborgir

Island von seiner urtypischen Seite: Sprühregen, Wind, ein unterirdischer See, ein erloschener Vulkankrater und ein bizarres Steinlabyrinth.

Es regnet leicht. Das Prasseln auf der Zeltwand kommt einem erstaunlich laut vor, da es ansonsten keine weiteren Geräusche gibt. Nach etwas Überwindung verlasse ich meinen Schlafsack. Zum Glück war es in der Nacht nicht mehr so bissig kalt. Wenig später ging es zum Supermarkt in der Nähe vom Campingplatz und kaufte mir jede Menge Getränke. Das Wasser schmeckt mir hier einfach viel zu stark nach Schwefel. Da hilft es nichts, daß es richtiges Trinkwasser ist.

Der Vormittag bliebt ungemütlich. Es gab Sprühregen und windete. Im Küchenzelt ließ es sich ganz gut aushalten. Meine vier Wander-Begleiter fanden sich ebenfalls dort ein, frühstückten und planten ihre weitere Reise. Die Österreicher wollten ebenfalls zum Vulkankrater wandern. Die beiden Deutschen wollten weiter nach Akureyri trampen. Dorthin sollte es auch bei mir als nächstes gehen. Vielleicht würde ich sie nochmal wiedersehen. Ich wünschte ihnen alles Gute und packte meinen Rucksack für meinen Tagesausflug. Abschiede sind nichts für mich.

Grjótagjá – ein unterirdischer See

Den Vulkankrater sieht man bereits vom Campingplatz aus. Er liegt vielleicht 7-8 km entfernt. Den Weg dorthin säumen wieder die gelben hölzernen Wandermarkierungen. Es führt querfeldein an der Höhle Grjótagjá vorbei.

Unter dieser Höhle liegt ein geothermaler See. Einst diente er sowohl Einheimischen als auch Touristen als Badehöhle, bis durch die Zunahme der geothermalen Aktivität die Wassertemperatur bis auf 60 °C anstieg. In den letzten 30 Jahren sank die Temperatur allerdings wieder ab auf etwa 45 °C, so daß Baden theoretisch wieder möglich wäre. Inzwischen ist es allerdings ein Naturschutzdenkmal. Die Gefahr durch herabstürzende Felsen ist zu groß.

Der erloschene Vulkankrater Hverfjall

Am Fuße des Kraters angekommen, befindet sich ein Parkplatz und ein Häuschen mit Toiletten. Hätte es dort Kaffee gegeben, wäre ich sicher eingekehrt. So ging es direkt weiter den Krater hinauf. Je höher ich kam, desto mehr windete es. Durch den erheblichen Anstieg schwitze ich natürlich und so stand ich vor dem Konflikt: Jacke an/aus, auf/zu?

Auf dem Gipfel setzte ich mich etwas ins Innere. Dort war es windgeschützt und ich machte Picknick. Der Vulkanring hat etwa einen Durchmesser von 1 km. Ablaufen wollte ich das nicht alles, aber von den etwa 420 Höhenmeter wollte ich eh lieber die Aussicht genießen.

Das Innere des Kraters sah nicht sehr spektakulär aus. Es sieht aus wie ein großer Asche-Dreck-Krater. Ich bin mir nicht sicher, was genau ich erwartet hätte, hier zu sehen. Dafür konnte man von hier oben ganz gut über die Region Mývatn blicken. Leider war die Aussicht wetterbedingt nicht so ideal, aber Island ist auch nicht gerade für intensives Sonnenwetter bekannt.

Für den Abstieg wählte ich den zweiten Weg. Dieser war kürzer, näher zum Labyrinth und deutlich steiler. Meine Knie hatten richtig zu arbeiten. Ich war durchaus froh, als ich wieder unten war und wieder normal stehen und gehen konnte.

Ein Rentner-Pärchen sprach mich unsicher an, ob denn der Aufstieg gefährlich sei. Ich erklärte, daß es eigentlich nur extrem steil sei, aber gefährlich nicht. Rutschig könnte es bestenfalls an den Stellen mit lockeren, tieferen Sand/Dreck sein, aber nicht glitschig. Ich meinte, hoch sei dieser Weg bedeutend ungefährlicher als runter. Sie wagten schließlich den Aufstieg. Ich hoffe, sie haben es auch wirklich gepackt und verfluchen mich nicht.

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Durchquerung des Steinlabyrinths Dimmuborgir

Unmittelbar neben dem Vulkankrater befindet sich ein durch den Ausbruch entstandenes Labyrinth aus Lava-Gestein. Bei diesem Lavafeld handelt es sich um die Überreste eines Lavasees neben dem Mývatn.

Die bizarren Steinformationen erinnern an verfallene Burgen und Türme. Sie sind selbst für isländische Verhältnisse sehr skurril. In Island spielt die Mythologie noch eine große Rolle. Hier gibt es noch Elfen und Trolle. Dimmuborgir gilt für sie als Unterschlupf. Beim Durchqueren des Labyrinths traf ich allerdings nur auf Schafe. (Oder haben sie sich nur als solche getarnt?) Diese guckten mich zwar sehr gespannt an, ließen mich allerdings problemlos passieren.

Am Ende befindet sich ein Bistro. Sehr clever. Da es nach wie vor windete und immer wieder leichter, aber unangenehmer Sprühregen einsetzte, kehrte ich also ein, wärmte mich auf und stärkte mich. Kaffee gab es hier zum Glück reichlich, so goß ich mir insgesamt 2x nach. Hier bestellte ich mir auch das erste Mal eine warme Mahlzeit in Island (vom Frühstück in Reykjavik mal abgesehen, das war schließlich nur ein aufgewärmter Bagel): Uncle Jack Burger. Extrem teuer, aber ich wollte unbedingt auch mal einen Burger hier im Norden kosten. Ich hoffe, daß er trotz der Touristen-Lage einigermaßen als typisch isländisch angesehen werden kann, sofern das auf einen Burger überhaupt zutreffen kann.

Da ich auf dem Rückweg nicht denselben Weg noch einmal gehen wollte, spazierte ich entlang der Straße. Das war natürlich nicht sehr beeindruckend, aber erstens eben trotzdem eine Abwechslung und zweitens deutlich kürzer. Meine Beine sehnten sich so langsam nach meinem Zelt, also nach richtiger Erholung. Nach knapp 6h war ich schließlich wieder zurück.

Am Abend versuchte ich nun auch meine weitere Reise zu planen. Bleibe ich noch eine Nacht länger? Reise ich morgen zurück nach Akureyri? Gibt’s noch andere Busverbindungen und damit spannende Ziele? Der Zeltplatz hatte kein WLAN, so war das Planen durchaus eine Herausforderung. Ich beschloß, die Entscheidung aber erst am nächsten Morgen zu fällen. Den restlichen Abend saß ich im Küchenzelt, schrieb in mein Büchlein und beobachte stumm die anderen Gäste. Das könnte ich stundenlang tun. Es wird niemals langweilig.

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